Auf der folgenden Seite erhalten Sie Informationen über den Ablauf des Tages und den Inhalt der einzelnen Vorträge der 2. ST-KJ Tagung.

 

Uhrzeit

Referent:in

Vortrag

9:00 Uhr

Gisela Henn-Mertens & Christof Loose

Willkommensgruß der Tagungsleitung

9:15 Uhr

Claire Seufert

 

Wir alle kennen Kinder, die auf ihrem Stuhl immer kleiner werden, während die Familie von den vielen Schwierigkeiten im Alltag berichten. Die Kinder haben das Gefühl, sie seien falsch bzw. nicht in Ordnung. Aus dieser mutlosen Position heraus ist es schwer, mit dem Kind in einen therapeutischen Veränderungsprozess zu starten. Hier bietet die Geschichte um Waru Wombat einen niederschwelligen und kindgerechten Einstieg in die Schematherapie. Der Fokus richtet sich erstmal weg von den kindlichen Problemen, hin zum Erleben von Waru Wombat. Waru fungiert dabei als starke Identifikationsfigur, die ebenfalls mit Schwierigkeiten im Alltag zu kämpfen hat. Das Kind erkennt meist von ganz alleine Parallelen zum eigenen Erleben und beginnt sich zu öffnen. Gleichzeitig werden bereits wichtige Grundlagen für die schematherapeutische Arbeit gelegt.

 

Im Vortrag wird ein gelungener Therapieeinstieg mit Hilfe des Buches erläutert. Zudem wird dargestellt, wie mit dem Buch durch spielerische und kreative Methoden schematherapeutische Therapiestrategien vertieft werden können.  

 

10:15 Uhr

Peter Graaf

Imaginative Überschreibung ist eine bewährte und hoch wirksame Intervention in der Schematherapie. Erwachsene tauchen dabei – nach Möglichkeit mit geschlossenen Augen oder Fixierung auf einen Punkt an der Wand – in frühere Szenen ihrer Biografie ein und erleben durch therapeutische Leitung eine neue heilsame Erfahrung. Sie begegnen in der Vorstellung sich selbst in einem verletzlichen Zustand und entwickeln durch die imaginierte Gegenwart einer fürsorglichen Person Schutz, Mitgefühl oder auch Genugtuung angesichts einer erschütternden Situation. Kinder scheuen sich erfahrungsgemäß, ihre Augen zu schließen oder nur „in Gedanken“ in eine belastende Szene einzusteigen. Mit kleinen Patient:innen gelingt dies mit Biegepuppen o.ä. auf der Spielbühne, wo dann erlebte Geschichten durch Helferfiguren eine überschrieben werden. Kinder im späteren Grundschulalter und Jugendliche sträuben sich eher gegen so ein kindlich anmutendes Spiel. Sie brauchen andere Einstiegshilfen.

 

In diesem kleinen Vortrag werden Varianten der Imagination mit offenen Augen vorgestellt, die ebenso emotionsaktivierend, heilsam und stärkend wirken wie die klassische Überschreibung. Einem Fallbeispiel zur Veranschaulichung folgt dann eine kleine Übung zur Erprobung.

 

11:15 Uhr

Leokadia Brüderl​

Kinderpsychotherapie ist ohne begleitende Elternarbeit nicht mehr denkbar. Das Konzept der „we-desease“ unter systemisch- transaktionaler Perspektive verdeutlicht, dass es dabei nicht nur um psychoedukative Vermittlung von Wissen über das Störungsbild des Kindes oder um Erziehungsstrategien geht, sondern vor allem auch um Verstehen und Bearbeiten der elterlichen und familiären Dynamiken. Verschiedene evidenzbasierte Methoden prägen Elternarbeit. Eine achtsame Planung und Gestaltung der Einbeziehung bedeutsamer Bezugspersonen ist unerlässlich. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit Grundlagen und Grundhaltungen für gelingende Elternarbeit. Besondere Herausforderungen in der Elternarbeit werden verdeutlicht. Abläufe und Interventionen für die Arbeit mit Eltern in Abhängigkeit von der jeweiligen theoretischen Perspektive sowie Aspekte der Beziehungsgestaltung gilt es zu beachten, um Eltern angemessen in den therapeutischen Prozess einzubeziehen. Therapeut:innen jonglieren oft zwischen den Bedürfnissen des Kindes, den Sorgen der Eltern und den therapeutischen Zielen. Hilfestellungen, die sich aus einer schematherapeutisch basierten Elternarbeit ableiten lassen, werden verdeutlicht.

 

12:15 Uhr

Mittagspause

13:45 Uhr

Gisela Henn-Mertens

Young et. al. (2005) definieren Schemata als umfassende Themen oder Muster, die aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen bestehen. Trotz des Fokus auf emotionsaktivierende Interventionen, erfolgt der Einbezug des Körpers bisher meist nur sporadisch und intuitiv. Neben der Verfeinerung der diagnostischen Einschätzung von Emotionen & Modi durch den Einbezug körperlicher Marker (Gestik, Mimik, Prosodie, Körperhaltung, Dynamik), stellt der Vortrag einige ausgewählte Techniken der Körperarbeit vor, die leicht erlernbar sind und sich sinnvoll in eine modusorientierte Therapieplanung insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen integrieren lassen.

 

14:45 Uhr

Claus Lechmann

Zunächst wird kurz auf das Manual für Erwachsene von A. Arntz, A. & H. van Genderen eingegangen, um dann eine Adaption für das Jugendalter und junge Erwachsenenalter vorzustellen. Beim Übertrag auf das Jugendalter bedarf es zunächst einer kritischen Würdigung der Diagnose für diese Altersspanne und der oft schwierigen motivationalen Bedingungen. Die Modi, die für Erwachsene postuliert werden, sind auch bei Jugendlichen mit BPS zu finden, sie müssen aber anders benannt und exploriert und ggf. ergänzt werden. Hier haben sich Bildkarten als hilfreicher und schneller Zugang zu den Modi erwiesen. Die Identifizierung der Modi hilft besonders bei schnell wechselnden Zuständen (Mode-Flipping), die Orientierung zu behalten und jeweils die therapeutischen Ziele und anzuwendenden Methoden abzuleiten. Auch und gerade bei Selbstverletzung und Suizidalität ermöglicht die Zuordnung zu den Modi deren jeweilige Funktion zu verstehen. Integration von Elementen der DBT werden diskutiert. Bei der Einbeziehung der Eltern dient das Modusmodell der jugendlichen Patienten als psychoedukatives Modell, das in Beziehung gesetzt wird zu den Modi der Eltern. Kurze Videoausschnitte verdeutlichen das Vorgehen.

 

15:45 Uhr

Neele Reiss

Grundlage der schematherapeutischen Behandlung ist ein störungsspezifisches Modusmodell, das zentrale Schemamodi beinhaltet. Dieser Vortrag fokussiert auf den Umgang mit maladaptiven Bewältigungsmodi mittels empathischer Konfrontation unter Einbezug der therapeutischen Beziehung im Sinne des limited reparenting. Nach einem theoretischen Einblick in die Schritte der empathischen Konfrontation wird die Umsetzung der empathischen Konfrontation in einem kurzen Video demonstriert.

 

16:45 Uhr

Christof Loose

Offene Fragen und Ausklang

17:00 Uhr

Ende

Vortragslänge der Referent:innen ist 45 min + 10 min Fragen & Antworten + 5 min Pause bis zum nächsten Vortrag