Auf der folgenden Seite finden Sie die Informationen zu den Referent:innen
der 3. ST-KJ Tagung.

Claire Seufert
„Wer ist Waru Wombat?“ das erste Kinderfachbuch für ST-KJ
Wir alle kennen Kinder, die auf ihrem Stuhl immer kleiner werden, während die Familie von den vielen Schwierigkeiten im Alltag berichten. Die Kinder haben das Gefühl, sie seien falsch bzw. nicht in Ordnung. Aus dieser mutlosen Position heraus ist es schwer, mit dem Kind in einen therapeutischen Veränderungsprozess zu starten. Hier bietet die Geschichte um Waru Wombat einen niederschwelligen und kindgerechten Einstieg in die Schematherapie. Der Fokus richtet sich erstmal weg von den kindlichen Problemen, hin zum Erleben von Waru Wombat. Waru fungiert dabei als starke Identifikationsfigur, die ebenfalls mit Schwierigkeiten im Alltag zu kämpfen hat. Das Kind erkennt meist von ganz alleine Parallelen zum eigenen Erleben und beginnt sich zu öffnen. Gleichzeitig werden bereits wichtige Grundlagen für die schematherapeutische Arbeit gelegt.
Im Vortrag wird ein gelungener Therapieeinstieg mit Hilfe des Buches erläutert. Zudem wird dargestellt, wie mit dem Buch durch spielerische und kreative Methoden schematherapeutische Therapiestrategien vertieft werden können.
Dr. Claire Seufert ist Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Nach Tätigkeiten am Klinikum Lörrach und Universitätsklinikum Freiburg arbeitet sie aktuell in einer kinderpsychiatrischen Praxis. Sie hat Weiterbildungen in Schematherapie, Verhaltenstherapie, Multifamilientherapie, IPT-A, DBT-A, Traumatherapie, Triple P und Progressiver Muskelrelaxation absolviert. Frau Dr. Seufert arbeitet seit mittlerweile zehn Jahren schematherapeutisch. Aus der Überzeugung heraus, dass Therapie Kindern auch Spaß machen soll, bunte Bilder und emotional berührende Geschichten braucht, ist in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Rakow das therapeutische Kinderbuch „Wer ist Waru Wombat“ zum Einstieg in den Schematherapie entstanden. Zudem ist Frau Seufert als Dozentin in der Psychotherapeut:

Peter Graaf
Imagination mit offenen Augen – Varianten der Überschreibung für Kinder und Jugendliche
Imaginative Überschreibung ist eine bewährte und hoch wirksame Intervention in der Schematherapie. Erwachsene tauchen dabei – nach Möglichkeit mit geschlossenen Augen oder Fixierung auf einen Punkt an der Wand – in frühere Szenen ihrer Biografie ein und erleben durch therapeutische Leitung eine neue heilsame Erfahrung. Sie begegnen in der Vorstellung sich selbst in einem verletzlichen Zustand und entwickeln durch die imaginierte Gegenwart einer fürsorglichen Person Schutz, Mitgefühl oder auch Genugtuung angesichts einer erschütternden Situation. Kinder scheuen sich erfahrungsgemäß, ihre Augen zu schließen oder nur „in Gedanken“ in eine belastende Szene einzusteigen. Mit kleinen Patient:innen gelingt dies mit Biegepuppen o.ä. auf der Spielbühne, wo dann erlebte Geschichten durch Helferfiguren eine überschrieben werden. Kinder im späteren Grundschulalter und Jugendliche sträuben sich eher gegen so ein kindlich anmutendes Spiel. Sie brauchen andere Einstiegshilfen.
In diesem kleinen Vortrag werden Varianten der Imagination mit offenen Augen vorgestellt, die ebenso emotionsaktivierend, heilsam und stärkend wirken wie die klassische Überschreibung.
Einem Fallbeispiel zur Veranschaulichung folgt dann eine kleine Übung zur Erprobung.
Peter Graaf ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut in Hamburg. Schematherapeut und Trainer/Supervisor für die Arbeit mit Kindern und Jugendliche. Autor /Mitherausgeber verschiedener Werke zur Schematherapie in dieser Altersgruppe.

Leokadia Brüderl
Schematherapeutisch basierte Elternarbeit in der Psychotherapie mit Kindern und Jugendlichen
Kinderpsychotherapie ist ohne begleitende Elternarbeit nicht mehr denkbar. Das Konzept der „we-desease“ unter systemisch- transaktionaler Perspektive verdeutlicht, dass es dabei nicht nur um psychoedukative Vermittlung von Wissen über das Störungsbild des Kindes oder um Erziehungsstrategien geht, sondern vor allem auch um Verstehen und Bearbeiten der elterlichen und familiären Dynamiken. Verschiedene evidenzbasierte Methoden prägen Elternarbeit. Eine achtsame Planung und Gestaltung der Einbeziehung bedeutsamer Bezugspersonen ist unerlässlich. Dies erfordert eine Auseinandersetzung mit Grundlagen und Grundhaltungen für gelingende Elternarbeit. Besondere Herausforderungen in der Elternarbeit werden verdeutlicht. Abläufe und Interventionen für die Arbeit mit Eltern in Abhängigkeit von der jeweiligen theoretischen Perspektive sowie Aspekte der Beziehungsgestaltung gilt es zu beachten, um Eltern angemessen in den therapeutischen Prozess einzubeziehen. Therapeut:innen jonglieren oft zwischen den Bedürfnissen des Kindes, den Sorgen der Eltern und den therapeutischen Zielen. Hilfestellungen, die sich aus einer schematherapeutisch basierten Elternarbeit ableiten lassen, werden verdeutlicht.
Dr. phil. Leokadia Brüderl, Psychologische Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis in Sindelfingen. Dozentin, Supervisorin und Selbsterfahrungsleiterin für Verhaltenstherapie (DVT) und Schematherapie (ISST). Autorin beim Beltz-, Juventa-, Hogrefe-Verlag.

Gisela Henn-Mertens
Modusarbeit mit dem Körper – körperfokussierte Interventionen für Jugendliche & junge Erwachsene
Young et. al. (2005) definieren Schemata als umfassende Themen oder Muster, die aus Erinnerungen, Emotionen, Kognitionen und Körperempfindungen bestehen. Trotz des Fokus auf emotionsaktivierende Interventionen, erfolgt der Einbezug des Körpers bisher meist nur sporadisch und intuitiv. Neben der Verfeinerung der diagnostischen Einschätzung von Emotionen & Modi durch den Einbezug körperlicher Marker (Gestik, Mimik, Prosodie, Körperhaltung, Dynamik), stellt der Vortrag einige ausgewählte Techniken der Körperarbeit vor, die leicht erlernbar sind und sich sinnvoll in eine modusorientierte Therapieplanung insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen integrieren lassen.
Gisela Henn-Mertens, PP, leitet seit 2016 das Institut für Schematherapie Köln. Sie ist seit 2003 als Verhaltenstherapeutin in eigener Praxis in Köln niedergelassen und arbeitet überwiegend schematherapeutisch (zertifizierte Therapeutin, Supervisorin und Trainerin ISST e.V.). Darüber hinaus integriert sie achtsamkeitsbasierte und körperorientierte Interventionen in ihre Arbeit.

Claus Lechmann
„Schematherapie mit emotional-instabilen Jugendlichen/Jungerwachsenen“
Zunächst wird kurz auf das Manual für Erwachsene von A. Arntz, A. & H. van Genderen eingegangen, um dann eine Adaption für das Jugendalter und junge Erwachsenenalter vorzustellen. Beim Übertrag auf das Jugendalter bedarf es zunächst einer kritischen Würdigung der Diagnose für diese Altersspanne und der oft schwierigen motivationalen Bedingungen. Die Modi, die für Erwachsene postuliert werden, sind auch bei Jugendlichen mit BPS zu finden, sie müssen aber anders benannt und exploriert und ggf. ergänzt werden. Hier haben sich Bildkarten als hilfreicher und schneller Zugang zu den Modi erwiesen. Die Identifizierung der Modi hilft besonders bei schnell wechselnden Zuständen (Mode-Flipping), die Orientierung zu behalten und jeweils die therapeutischen Ziele und anzuwendenden Methoden abzuleiten. Auch und gerade bei Selbstverletzung und Suizidalität ermöglicht die Zuordnung zu den Modi deren jeweilige Funktion zu verstehen. Integration von Elementen der DBT werden diskutiert. Bei der Einbeziehung der Eltern dient das Modusmodell der jugendlichen Patienten als psychoedukatives Modell, das in Beziehung gesetzt wird zu den Modi der Eltern. Kurze Videoausschnitte verdeutlichen das Vorgehen.
Claus Lechmann ist Diplom-Psychologe und Kinder-, Jugendlichen und Erwachsenenpsychotherapeut. Er arbeitete über zehn Jahre in verschiedenen Psychiatrischen Kliniken und spezialisierte sich dabei u. a. auf die Behandlung von Borderline-Störungen. Von 1995 bis 2024 Leitung des AutismusTherapieZentrums (ATZ) in Köln und als niedergelassener Psychotherapeut einer Lehrpraxis bis heute tätig. Dozent, Supervisor, Selbsterfahrungsleiter für verschiedene Ausbildungsinstitute mit den Themenschwerpunkten Psychotherapie bei ‚Borderline-Störungen’ und ‚Autismus’. Aus- und Weiterbildungen in Verhaltenstherapie, Systemische Therapie, Integrative / Gestalttherapie, DBT und Schematherapie. 2014 ISST-zertifizierter Supervisor/Dozent für Schematherapie mit Kindern & Jugendlichen, Buchkapitel und Lehrvideo zum Thema „Schematherapie mit Kindern und Jugendlichen bei Borderline bzw. Autismus“.

Neele Reiss
Empathische Konfrontation in der Schematherapie
Grundlage der schematherapeutischen Behandlung ist ein störungsspezifisches Modusmodell, das zentrale Schemamodi beinhaltet. Dieser Vortrag fokussiert auf den Umgang mit maladaptiven Bewältigungsmodi mittels empathischer Konfrontation unter Einbezug der therapeutischen Beziehung im Sinne des limited reparenting. Nach einem theoretischen Einblick in die Schritte der empathischen Konfrontation wird die Umsetzung der empathischen Konfrontation in einem kurzen Video demonstriert.
Neele Reiss. Psychologische Psychotherapeutin in eigener Praxis; Schematherapeutin (ISST e.V.) für Erwachsene und Gruppen; Dozentin und Supervisorin (VT, ISST e.V.), u.a. am Institut für Psychotherapie (ipsti-mz). 2008-2012 klinische und wissenschaftliche Tätigkeit an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Mainz der Universität Mainz mit dem Schwerpunktprojekt „Stationäre Schematherapie für Patienten mit Borderline Persönlichkeitsstörung“. 2012-2017 wissenschaftliche Tätigkeit an der Abteilung für Differentielle Psychologie und Psychologische Diagnostik der Goethe-Universität Frankfurt mit dem Schwerpunkt Implementierung und Evaluation von Psychotherapieverfahren in verschiedenen Settings sowie der differentiellen Wirksamkeit von verschiedenen Psychotherapietechniken. Seit 2017 niedergelassen in eigener Praxis.